Innerer Schweinehund, wie lieb Du mir bist!

 
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Liebe Libelle,

ich erzähle Dir die Geschichte von Bee, einem meiner ältesten Bekannten, und wie wir von Mitbewohnern zu einem echten Dreamteam wurden.

Ich kann mich nicht erinnern, wie und wann er damals zu mir gekommen ist. Anfänglich habe ich ihn gar nicht aktiv wahrgenommen, den sabbernden kleinen Köter. Er war einfach da, lag da oder tappste herum, schnüffelte und fraß. Unsere ersten wirklichen Kontakte an die ich mich erinnere, sind Jahre her. Damals war ich gerade Mutter geworden und genauso wie ich, war der inzwischen ausgewachsene Vierbeiner rund und üppig geworden.

Wenn er nicht fraß, lag er schnarchend in seiner Ecke.

Meinen Mitbewohnerinnen ist es zu verdanken, dass er und ich ab und zu an die frische Luft kamen und den einen oder anderen Kilometer joggten oder ein Fitnesstraining besuchten. Er war wie ich immer ziemlich fertig danach. Aber das Schlimmste war immer, ihn dazu zu bewegen überhaupt aufzustehen. Es war ihm ziemlich egal, wenn ich ihn rief, er ignorierte mich gekonnt und schlief weiter. “Hund, komm!” Das schien er nicht zu verstehen. Auch auf Leckerlies oder Spielzeug reagierte er kaum. Er war ja ohnehin vollgefressen und zum Spielen hätte er sich auch bewegen müssen. Eigentlich fand ich ihn ziemlich eklig und innerlich brodelte mein Zorn über sein Verhalten.

Eines Tages hatte ich es satt.

Ich stand vor dem Spiegel und musste feststellen, dass ich Dellen an meinem schwabbeligen Hintern hatte, mein Bauch schien sich immer noch an die Schwangerschaft zu erinnern. Ab und zu hatte ich Rückenschmerzen vom vielen Sitzen. Von Fitness keine Spur. Ich recherchierte. Laufen war offenbar der Kalorienverbrenner schlechthin und es war überdies eine Outdoor-Sportart, mitgliedsbeitragsfrei und umweltschonend! So zog ich das Laufen dem Fitnessstudio vor, denn Geld war als Alleinerziehende für solche Luxusaktivitäten nicht übrig. Ich begann zwei Laufeinheiten pro Woche zu einem festen Bestandteil werden zu lassen. Das war nicht einfach. Das Tier wollte partout nicht mitmachen. Meistens musste ich ihn packen und ihn draußen absetzen. Als ich loslief, blieb ihm dann nichts anderes übrig als mitzukommen, weil allein wollte er natürlich nicht bleiben. Es war für uns beide ziemlich anstrengend und wir kamen immer völlig fertig zuhause an. Aber abends lagen wir total glücklich zusammen auf der Couch. Ich streichelte ihn und beschloss, ihm einen Namen zu geben und ihn ab jetzt sorgsamer zu behandeln. Das war der Anfang meiner Freundschaft mit Bee.

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Innerhalb weniger Wochen veränderte sich alles.

Als ich mir eines abends die Laufschuhe anzog, hörte ich wie Bee hinter mir dahergetappst kam. Freiwillig nach draußen zum Sport machen? Ich traute meinen Augen nicht. Er sah mich auffordernd an und ich mir wurde klar, heute war es irgendwie anders. Wir fühlten uns wohl hatten Spaß! Als wir zusammen unterwegs waren, konnte ich richtig spüren, wieviel Freude es meinem Körper machte. Ich sog die frische Luft ein, spürte wie meine Hände warm wurden und sich mein Frust, den ich aus dem Büro mitgenommen hatte, verflüchtigte und sich meine Gedanken aufhellten. Ich fühlte mich fit und stark in meinem Körper. Bee ging es offensichtlich nicht anders. Er schien glücklich und hielt problemlos mit mir mit.

Ein paar Tage später saß Bee am frühen Abend plötzlich vor der Tür und bellte. Fast schien es so, als wolle er sagen, “los, ich will mich jetzt bewegen!” Und ich zog ohne viel Nachzudenken meine Schuhe an und verließ mit ihm die Wohnung. Seitdem freue ich mich auf jeden einzelnen Schritt draußen. Bewegung hat sich in meinem Kopf manifestiert, ich habe sie in meinen Alltag integriert und nun gehört sie dazu. Zur Normalität. Leben ist Veränderung!

Wie steht es um Deinen Inneren Schweinehund grundsätzlich und vor allem jetzt während Corona? Ist er fett und träge geworden, weil Du kaum das Haus verlässt? Der Weg zur Arbeit fällt weg, die Wege zum Mittagessen mit den Kollegen ebenfalls, Fitnessstudio, Yogakurs... Und auch sonst ist die Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt, alles konzentriert sich auf zuhause. Und dann noch alle bekochen und unter einen Hut bekommen, während man eigentlich vor dem Rechner sitzen und arbeiten soll? Keine Zeit also für Fitness für die Frauen Ü40. Dabei ist genau in diesen Zeiten sportliche Betätigung wirklich wichtig. Nicht nur für Verstand und Seele, auch für Körper und Immunsystem!

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Wenn Du recherchierst, kannst Du z.B. auf Wikipedia über den Kriegshintergrund vom Inneren Schweinehund lesen. Grundsätzlich steht er für Willensschwäche, mangelnde Selbstdisziplin und Motivation. Weil Du eine Sache für unangenehm ansiehst. Im konkreten Fall ist hier das Sitzen vor dem PC, das Couchliegen und Fernsehsessellungern als Tätigkeiten gemeint, die Du der vermeintlich unschönen Bewegung vorziehst. Der Grund für die Willensschwäche ist zum einen Unwissenheit und zum anderen Entkopplung von Deiner Person: Unwissend ist unser Gehirn. Es weiß es vermutlich noch nicht. Du kannst ihm lernen bzw. zeigen, wie schön Bewegung sein kann und wie sie Dich beflügelt. Das Gehirn begreift und lernt sehr schnell. Auf der anderen Seite hilft es, wenn Du Dir Deinen sogenannten größten Feind zum besten Freund machst und ihn im ersten Schritt als Teil von Dir selbst akzeptierst. Trau Dich und wage das Experiment: Gib ihm einen Namen, sei liebevoll, aber bestimmt, wenn er am Anfang nicht ganz weiß wie ihm geschieht und gehe mit ihm kontinuierlich raus an die frische Luft. Du wirst einen Freund dazu gewinnen. Und nicht nur das. Er wird Dich irgendwann dabei unterstützen und Dich zu mehr Bewegung motivieren, weil es einfach Spaß macht. Und Du musst nie wieder allein Sport machen. Berichte mir von Deinen Erfahrungen mit Deinem neuen Freund - ich freue mich!

 
 
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